172585.fb2 Der Zorn der G?tter - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 21

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20

Diane Stevens und Kelly Harris saßen in einer Ecknische des Cafés schräg gegenüber der KIG-Zentrale. Kelly wartete darauf, dass Diane das Wort ergriff.

Diane wusste nicht recht, womit sie anfangen sollte. Was für eine schreckliche Sache ist Ihrem Mann zugestoßen, Mrs. Harris? Wurde er ermordet, genau wie Richard?

»Nun?«, sagte Kelly unwirsch. »Sie sagten doch, Sie wollten mit mir über meinen Mann sprechen. Wie gut haben Sie Mark gekannt?«

»Ich habe ihn nicht gekannt, aber ...«

Kelly war aufgebracht. »Sie haben doch gesagt, Sie .«

»Ich habe gesagt, ich möchte über ihn reden.«

Kelly stand auf. »Ich habe keine Zeit für so was.« Sie wollte gehen.

»Warten Sie! Ich glaube, wir beide machen das Gleiche durch, und möglicherweise könnten wir einander helfen.«

Kelly blieb stehen. »Was meinen Sie damit?«

»Setzen Sie sich bitte.«

Widerwillig nahm Kelly wieder in der Nische Platz. »Fahren Sie fort.«

»Ich wollte Sie fragen, ob .«

Ein Kellner kam an ihren Tisch und brachte die Speisekarte. »Was möchten die Damen?«

So schnell wie möglich weg, dachte Kelly. »Nichts.«

»Zwei Kaffee«, sagte Diane.

Kelly warf Diane einen kurzen Blick zu und sagte trotzig:

»Bringen Sie mir einen Tee.«

»Ja, Ma’am.« Der Kellner ging.

Diane sagte: »Ich glaube, dass Sie und ich ...«

Ein kleines Mädchen kam an ihren Tisch und wandte sich an Kelly. »Krieg ich ein Autogramm von Ihnen?«

Kelly blickte sie an. »Weißt du, wer ich bin?«

»Nein, aber meine Mutter sagt, dass Sie eine bekannte Persönlichkeit sind.«

»Nein, das stimmt nicht«, sagte Kelly.

»Oh.« Sie blickten der Kleinen hinterher, die enttäuscht wegging.

Diane schaute Kelly fragend an. »Sollte ich wissen, wer Sie sind?«

»Nein«, versetzte Kelly spitz. »Und ich kann es nicht leiden, wenn man sich in meine Angelegenheiten einmischt. Was soll das Ganze überhaupt, Mrs. Stevens?«

»Diane bitte. Ich habe gehört, dass Ihrem Mann etwas Schreckliches zugestoßen ist, und .«

»Ja, er wurde umgebracht.« Hat Mark jemals eine Olga erwähnt?

»Mein Mann wurde ebenfalls umgebracht. Und beide haben bei der KIG gearbeitet.«

»Ist das alles?«, sagte Kelly unwirsch. »Tja, das gilt auch für tausende anderer Menschen. Wenn sich zwei davon eine Erkältung holen, bezeichnen Sie das dann als eine Epidemie?«

Diane beugte sich vor. »Hören Sie, das hier ist wichtig. Zunächst einmal .«

»Tut mir Leid«, fiel Kelly ihr ins Wort. »Ich bin nicht in der Stimmung, mir so was anzuhören.« Sie nahm ihre Handtasche.

»Und ich bin nicht in der Stimmung, darüber zu sprechen«, versetzte Diane. »Aber es könnte sehr .«

Plötzlich hallte Dianes Stimme durch das Café.

»In dem Zimmer waren vier Männer ...«

Erschrocken drehten sich Diane und Kelly um. Dianes Stimme drang aus einem Fernsehgerät über der Theke. Dort lief eine Aufzeichnung von ihrer Zeugenaussage im Gerichtssaal.

»Einer davon war an einen Stuhl gefesselt. Mr. Altieri fragte ihn offenbar etwas, während die beiden anderen Männer neben ihm standen. Dann zog Mr. Altieri eine Schusswaffe, schrie irgendetwas und schoss dem Mann in den Hinterkopf.«

Der Nachrichtensprecher tauchte auf dem Bildschirm auf.

»Das war Diane Stevens bei ihrer Aussage im Prozess gegen den des Mordes angeklagten Mafiaboss Anthony Altieri. Die Geschworenen befanden ihn soeben für nicht schuldig.«

Diane saß wie vom Donner gerührt da. »Nicht schuldig?«

»Anthony Altieri wurde vorgeworfen, vor fast zwei Jahren einen seiner Untergebenen ermordet zu haben. Trotz der Aussage von Diane Stevens schenkten die Geschworenen anderen Zeugen Glauben, die ihr widersprachen.«

Kelly starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm. Ein weiterer Zeuge wurde vereidigt.

Jake Rubinstein, Altieris Anwalt, fragte:

»Dr. Russell, haben Sie in New York eine Praxis?«

»Nein. Ich bin nur in Boston niedergelassen.«

»Haben Sie Mr. Altieri am fraglichen Tag wegen Herzrhythmusstörungen behandelt?«

»Ja. Gegen neun Uhr morgens. Und ich habe ihn den ganzen Tag zur Beobachtung in meiner Praxis behalten.«

»Dann konnte er also am vierzehnten Oktober nicht in New York gewesen sein?«

»Nein.«

Ein weiterer Zeuge erschien auf dem Fernsehschirm.

»Würden Sie uns bitte Ihren Beruf angeben, Sir?« »Ich bin Direktor des Boston Park Hotels

»Waren Sie am vierzehnten Oktober letzten Jahres im Dienst

»Jawohl.«

»Ist an diesem Tag etwas Ungewöhnliches vorgefallen?«

»Ja. Ich habe einen dringenden Anruf aus der Penthousesuite erhalten und wurde gebeten, unverzüglich einen Arzt zu rufen.«

»Was ist danach geschehen

»Ich habe Dr. Joseph Russell angerufen, der sofort vorbeikam. Er begab sich in die Penthouse suite, um nach dem Gast zu sehen, Mr. Anthony Altieri.«

»Was haben Sie gesehen, als Sie dort eintrafen

»Mr. Altieri lag am Boden. Ich dachte, er würde in unserem Hotel sterben.«

Diane war blass geworden. »Sie lügen«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Alle beide.«

Anschließend brachte der Fernsehsender ein Interview mit Anthony Altieri. Er wirkte krank und gebrechlich.

»Haben Sie irgendwelche Pläne für die nächste Zukunft, Mr. Altieri?«

»Nachdem jetzt der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, werde ich einfach eine Zeit lang ausspannen.« Altieri rang sich ein schmales Lächeln ab. »Vielleicht begleiche ich auch ein paar alte Rechnungen.«

Kelly war fassungslos. Sie wandte sich an Diane. »Sie haben gegen ihn ausgesagt?«

»Ja. Ich habe gesehen, wie er ...«

Kellys Hände zitterten so sehr, dass sie den Salzstreuer umstieß und etwas Tee verschüttete. »Ich haue ab.«

»Weshalb sind Sie denn so nervös?«

»Weshalb ich nervös bin? Sie haben versucht, einen Mafiaboss hinter Gitter zu bringen, aber er ist auf freiem Fuß und will ein paar alte Rechnungen begleichen. Und Sie wollen wissen, weshalb ich nervös bin? Sie sollten ebenfalls nervös sein.« Kelly stand auf und warf ein paar Geldscheine auf den Tisch. »Ich übernehme die Rechnung. Sie sollten Ihr Geld lieber für die Reisekosten sparen, Mrs. Stevens.«

»Warten Sie! Wir haben noch gar nicht über Ihren Mann gesprochen und ...«

»Vergessen Sie’s.« Kelly ging zur Tür und Diane folgte ihr nach kurzem Zögern.

»Ich glaube, Sie übertreiben ein bisschen«, erwiderte Diane.

»Aha?«

Als sie zum Ausgang kamen, sagte Kelly: »Ich begreife nicht, wie Sie so dumm sein konnten und .«

Ein älterer Mann, der sich auf Krücken stützte, kam gerade herein. Eine der Krücken rutschte ihm auf den glatten Fliesen weg, und er drohte zu stürzen. Einen Moment lang hatte Kelly die Vorstellung, sie wäre in Paris und sähe Mark fallen. Sie beugte sich vor, um ihn festzuhalten, und gleichzeitig bückte sich auch Diane und wollte ihn auffangen. In diesem Augenblick fielen auf der anderen Straßenseite zwei Schüsse, und die Kugeln schlugen in die Wand ein, genau dort, wo die beiden Frauen eben noch gestanden hatten. Das laute Knallen brachte Kelly sofort wieder zur Besinnung. Sie war in Manhattan und hatte gerade mit einer Verrückten Tee getrunken.

»Mein Gott!«, rief Diane. »Wir .«

»Für Gebete haben wir jetzt keine Zeit. Nichts wie weg von hier!«

Kelly stieß Diane hinaus auf den Gehsteig, wo Colin neben der Limousine stand. Er riss die Tür auf, und Kelly und Diane ließen sich auf den Rücksitz fallen.

»Was war das für ein Krach?«, fragte Colin.

Die beiden Frauen saßen zusammengekauert im Fond und brachten vor lauter Aufregung kein Wort heraus.

»Das, äh, muss eine Fehlzündung gewesen sein«, stieß Kelly schließlich hervor. Sie wandte sich an Diane, die mühsam die Fassung wiederzugewinnen suchte. »Hoffentlich übertreibe ich nicht schon wieder«, sagte sie spöttisch. »Wo wohnen Sie? Ich setze Sie dort ab.«

Diane holte tief Luft und nannte Colin die Hausnummer ihres Apartmentgebäudes. Schweigend saßen die beiden Frauen während der Fahrt nebeneinander, noch immer erschüttert von dem, was sie gerade erlebt hatten.

Als der Wagen vor ihrem Wohnhaus hielt, wandte sich Diane an Kelly. »Wollen Sie mit reinkommen? Ich bin ein bisschen mitgenommen. Ich habe das Gefühl, dass noch mehr passieren könnte.«

»Ganz meine Meinung«, versetzte Kelly. »Aber ich will nichts damit zu tun haben. Auf Wiedersehen, Mrs. Stevens.«

Diane schaute Kelly einen Moment lang an, als wollte sie etwas sagen, schüttelte dann den Kopf und stieg aus.

Kelly blickte Diane hinterher, als sie ins Foyer trat und zu ihrer Wohnung im Erdgeschoss ging. Erleichtert seufzte sie auf.

»Wohin möchten Sie, Mrs. Harris?«, sagte Colin.

»Zurück zum Hotel, Colin, und .«

Ein lauter Schrei drang aus dem Apartment. Kelly zögerte einen Moment, stieß dann die Autotür auf und rannte in das Haus. Diane hatte die Tür zu ihrem Apartment offen gelassen und stand zitternd im Wohnzimmer.

»Was ist passiert?«

»Jemand - jemand ist hier eingebrochen. Richards Aktenkoffer lag auf dem Tisch, und jetzt ist er weg. Seinen Ehering haben sie liegen gelassen.«

Kelly sah sich nervös um. »Sie sollten lieber die Polizei rufen.«

»Ja.« Diane erinnerte sich an die Visitenkarte, die Detective Greenburg auf dem Beistelltisch im Flur hinterlassen hatte. Sie ging hin und holte sie. Kurz darauf war sie am Telefon und sagte: »Detective Greenburg bitte.«

Es dauerte einen Moment.

»Greenburg.«

»Detective Greenburg, hier ist Diane Stevens. Hier ist etwas passiert. Könnten Sie vielleicht zu meinem Apartment kommen und ... Danke.«

Diane holte tief Luft und wandte sich an Kelly. »Er kommt her. Wenn es Ihnen nichts ausmacht zu warten, bis er .«

»Ich denke nicht daran. Das ist Ihre Sache. Ich will nichts damit zu tun haben. Und vielleicht sollten Sie auch erwähnen, dass irgendjemand Sie kurz zuvor umbringen wollte. Ich kehre nach Paris zurück. Auf Wiedersehen, Mrs. Stevens.«

Diane blickte Kelly hinterher, als sie hinausging und in die Limousine stieg.

»Wohin?«, fragte Colin.

»Zum Hotel bitte.«

Wo sie in Sicherheit sein würde.