158668.fb2 Treck der Verdammten - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 11

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Hatte der schützende Zauber den Schild verlassen? Es schien fast so, da die Kugel den Krieger getroffen hatte.

Er wollte den Schild schon zurück auf den Boden werfen, da dachte er daran, daß er genauso gut hätte tot sein können. Das sprach für den Zauber des Schilds.

Riding Bear nickte. Ja, er vertraute weiterhin auf seinen Schild.

Wenn er nicht mehr auf seine Waffen vertrauen konnte, was hatte er dann noch?

Er brauchte die Waffen, um sich an den Weißen für alles zu rächen, was sie ihm und seinen Leuten angetan hatten.

Es kostete ihn eine gewaltige Kraftanstrengung, wieder auf den Rücken des Appaloosas zu kommen. Er schwitzte, die Kleidung klebte an seinem Körper.

Er setzte das Pferd in Bewegung, sehr langsam. In die Richtung, in die der Wagen verschwunden war.

Der Haß brannte in Riding Bear, und doch hielt er sich zurück. Er wußte, daß er auf seine Zeit warten mußte. Darauf, daß er wieder stark genug zum Kämpfen war. Und darauf, daß die Weißen ihm eine Gelegenheit zum Zuschlagen boten.

Daran dachte Riding Bear, während der Appaloosa dem Planwagen mit langsamem Schritt folgte.

Daran und an die hellhaarige Frau, die ihn hätte töten können und es doch nicht getan hatte.

*

Als Jacob den Planwagen in das Tal mit dem rauschenden Creek lenkte, war Ebenezer Owens Wagen aus dem Fluß verschwunden.

»Die Furt ist frei!« rief Owen ihm dann auch zu. »Sie können durch, Dutch. Aber treiben Sie die Pferde ordentlich an und passen Sie auf, daß der Wagen nicht allzu sehr ins Schwanken gerät.«

»Ja, danke«, erwiderte der Zimmermann fast gleichgültig.

Dieser Creek war nicht das erste Gewässer, das er mit einem schweren Wagen durchquerte. Auf dem Treck nach Oregon hatte er reißende Ströme durchquert, gegen die dieses Wasser bedeutungslos wirkte.

Als der Wagen mitten im Creek war, verwünschte er seine Überheblichkeit.

Während sich die vier Pferde wacker gegen die Strömung anstemmten, rutschte das Heck des Wagens weg, so kräftig drückte das Wasser des geschmolzenen Winterschnees gegen ihn.

»Jacob, was ist los?« fragte Irene erschrocken und klammerte sich an ihn.

»Unser Wagen ist ziemlich leicht, das habe ich unterschätzt. Er bietet dem Wasserdruck nicht genug Widerstand.«

Er schrie die Pferde an und ließ die Peitsche über ihren Köpfen knallen, aber der Wagen geriet immer weiter in die Schräglage.

Jacob hörte plötzlich auf, die Pferde anzutreiben. Ganz im Gegenteil, er ließ sie in Richtung der Strömung gehen.

»Was tust du da?« fragte Irene entsetzt. Sie sah Jacob an, als sei er verrückt geworden. »Der Wagen gerät jetzt in tieferes Wasser!«

»Aber dafür steht er wieder gerade«, sagte Jacob und ließ die Peitsche unablässig über den Köpfen der Zugpferde die Luft durchschneiden.

Die Tiere gerieten in Panik und setzten ihre letzten Kräfte frei. Immer weiter zogen sie den Wagen zum Ufer und schließlich auf sicheres Land.

Jacob hielt an, um sich mit einem Ärmel seiner Jacke den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen.

Ebenezer Owen trieb sein Pferd an die Seite des Wagens und meinte: »Das war knapp, Mr. Adler. Ein verflucht riskantes Manöver, auf das Sie sich da eingelassen haben.«

»Warum riskant?« Jacob grinste und wiederholte dann die Worte, die Owen vorhin gebraucht hatte: »Es ist doch alles gutgegangen.«

Sie fuhren auf den Hügel, auf dem die drei anderen Planwagen standen.

Der Anflug guter Laune verließ Jacob rasch wieder, als er die Leichen der Nez Perce sah. Sie waren skalpiert, ohne Ausnahme.

Entsetzt wandte Irene ihren Blick ab und fragte: »Wer tut so etwas Schreckliches?«

»Die Freunde von Mr. Owen«, antwortete Jacob.

»Die Indianer haben mit dem Skalpieren angefangen«, erwiderte Ebenezer Owen.

»Erstens ist das keine Entschuldigung«, sagte Jacob hart. »Und zweitens habe ich da auch schon anderes gehört.«

Owen zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ihn schien es nicht zu kümmern, was die Deutschen von ihm und von seinen Freunden dachten.

Die erbeuteten Skalps hingen zum Austrocknen außen an einem Wagen. Er gehörte Fred Myers. Er und seine Frau Anne schlossen Carol Owen, Freds Schwester, glücklich in die Arme.

Die Wiedersehensfreude währte nur kurz. Die beiden Toten, die zwischen den Wagen auf einer Decke lagen, sorgten dafür. Der skalpierte Bill Myers und sein junger Neffe Robert.

Tränen flossen, und immer wieder wurden Verwünschungen gegen die Nez Perce laut.

»Wir müssen weiter!« drängte John Bradden schließlich. »Das Tageslicht sollten wir unter allen Umständen ausnutzen.«

»Weiter?« fragte Anne Myers entsetzt. »Wir können doch jetzt nicht weiterfahren. Erst müssen wir Robert und Bill begraben und für sie beten.«

»Dafür ist keine Zeit«, entgegnete der Mann mit der Feuernarbe. »Wir wissen nicht, ob die Roten, die uns überfallen haben, die einzigen in der Gegend waren. Falls nicht, haben die Schüsse vielleicht weitere Indianer alarmiert. Vielleicht ist auch einer der Wilden entkommen und holt Verstärkung heran.«

Er warf Irene einen düsteren Blick zu.

»Die junge Lady hier hat es, wie wir gehört haben, leider nicht über sich gebracht, einen dieser Teufel zu erledigen. Auf jeden Fall ist es zu gefährlich, hier auch nur eine Minute länger als nötig zu bleiben.«

»Willst du Robert und Bill nicht begraben?« fragte Anne, über deren schmales Gesicht unablässig Tränen liefen.

»Doch, aber erst heute abend, wenn wir das Nachtlager aufschlagen.« John Bradden wandte sich an Jacob und Irene. »Schätze, es ist für alle am besten, wenn ihr euch uns anschließt. Allein wärt ihr diesen Roten ziemlich schutzlos ausgeliefert.« Sein Blick blieb an Jacob haften. »Und wir können einen guten Schützen mehr verdammt gut gebrauchen.«

»Wir wollen nach Osten«, sagte Jacob. »Zur Küste.«

»Das ist auch unser Ziel«, nickte der Mann mit der Narbe. »Wir haben die Schnauze gestrichen voll von diesem Gelobten Land!«

»Warum?« fragte Jacob. »Was ist geschehen?«

Plötzlich wurde der Blick des Vierschrötigen abweisend, als hätte er sich dabei ertappt, zuviel zu sagen.

»Wir reden heute abend darüber, Dutch. Wir sollten das Tageslicht ausnutzen! Also, was ist, kommt ihr mit uns?«

Jacob blickte Irene an und las in ihren Augen Einverständnis. Ihnen blieb kaum etwas anderes übrig, auch wenn sie die rüde Art dieser Menschen mißbilligten.