121928.fb2 Das Urteil der Fremden - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 5

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»Freigesprochen?«

»Ein Gottesurteil entschied über mein Schicksal. Die Priester beteten wohl eine halbe Stunde, dann ließen sie mich in den See neben der Straße werfen. Die beiden Brüder des Toten schwammen mir nach, aber ich war schneller als sie und erreichte sicher das andere Ufer.«

Er schüttelte sich wie ein begossener Pudel. »Um ein Haar hätten sie mit erwischt, Sir. Aber die Tatsache, daß ich das andere Ufer erreichte, bewies ihnen, daß ich kein Unrecht getan haben konnte. Daraufhin erging das Urteil ›unschuldig‹, und ich wurde freigelassen. Sie beteten noch, als ich mich auf den Rückweg machte.«

Weder in Leonards Worten noch in seiner Haltung lag Bitterkeit. Er schien begriffen zu haben, daß Devall nicht anders hatte handeln können und würde ihm die Entscheidung nicht nachtragen.

»Gehen Sie in Ihre Unterkunft und versetzen Sie sich in einen menschenwürdigen Zustand. Kommen Sie dann in mein Dienstzimmer. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

»Ja, Sir.«

Devall wandte sich schnell um und kehrte in sein Dienstzimmer zurück. Er schlug die Tür hinter sich zu und schaltete den Autoschreiber ein. Der Bericht für die Erde würde korrigiert werden müssen.

Kurz nachdem er das Gerät abgeschaltet hatte, leuchtete die Birne auf seinem Schreibtisch auf. Er legte den kleinen Hebel um und hörte Stebers Stimme: »Sir, der alte Priester ist hier. Er möchte sich für alles entschuldigen. Er trägt sein feierliches Gewand und ist gekommen, um uns ein Friedensangebot zu machen.«

»Sagen Sie ihm, daß ich gleich draußen sein werde. Und rufen Sie alle Männer zusammen. Dudley eingeschlossen. Besonders Dudley. Ich will, daß er dies sieht.«

Er schlüpfte aus der durchgeschwitzten Jacke und streifte einen sauberen Offiziersrock über. Dann musterte er sich im Spiegel und nickte befriedigt.

Gut, gut, dachte er. Der Junge hat es also ohne Schaden hinter sich gebracht. Das ist ausgezeichnet.

Aber er wußte, daß das Schicksal Paul Leonards’ unwesentlich gewesen war. Es ging um mehr.

Zum erstenmal hatte die Erde in der Praxis die Lehre von der Gleichheit beweisen können, die sie fremden Völkern immer predigte. Er, Devall, hatte gezeigt, daß er die Gesetze auf Markin respektierte und hatte so die Zuneigung einer ganzen Rasse gewonnen. Daß daneben der Junge unversehrt zurückgekehrt war, war eine Belohnung, die er nicht erwartet hatte.

Der Präzedenzfall war geschaffen. Beim nächsten Mal, vielleicht in einer andern Welt, würde das Ergebnis vielleicht nicht so günstig sein. Einige Kulturen hatten häßliche Wege, um sich derer zu entledigen, die sich gegen die Gesetze vergingen.

Von nun an stand die Arbeit der Forscherteams unter anderen Vorzeichen. Jeder Erdenbewohner hatte sich nun den Gesetzen der Welt, die ihm Gastfreundschaft gewährte, unterzuordnen. Daraus konnte nur Gutes erwachsen, dachte er. Wir haben ihnen bewiesen, daß wir uns nicht als Lehnsherren fühlen.

Er öffnete die Tür und trat ins Freie. Die Männer hatten sich versammelt, und der alte Priester kniete am Fuß der Treppe, in den Händen die Friedensgabe, ein kunstvoll eingelegtes kleines Kästchen. Devall lächelte und half dem alten Priester auf die Füße.

In Zukunft werden wir uns von unserer besten Seite zeigen müssen, dachte er. Aber es wird das kleine Opfer wert sein.