121327.fb2 Bringt mir den Kopf des M?rchenprinzen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 51

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»Such mir die entsprechende Passage über die Gesetze heraus, die das Verhalten von Dämonenassistenten regeln«, befahl er.

»Wird gemacht«, erwiderte die Eule und flatterte über die endlos lange Schriftrolle. Schließlich schoß sie auf einen bestimmten Abschnitt zu, packte ihn mit dem Schnabel und brachte ihn Hermes.

Der Halbgott las den Eintrag und schüttelte bedauernd den Kopf. »Es ist, wie ich es befürchtet habe. Da er dich erschaffen hat, darf Azzie mittels eines Dieners alles mit dir machen, was er will. Genaugenommen hat er dich zwar nicht erschaffen, sondern dich zusammengebastelt, aber das läuft auf das gleiche hinaus.«

»Und wieso gibt ihm das das Recht, über mein Leben und meinen Tod zu entscheiden?«

»So läuft das nun mal im Erschaffungsspiel. Aber du brauchst es dir nicht tatenlos gefallen zu lassen.«

»Was kann ich tun?«

»Töte Frike.«

»Glaubt Ihr, daß ich eine Chance hätte? Er scheint mir furchtbar stark zu sein.«

»Ja, aber du bist ein Held. Vielleicht, wenn du ein gutes Schwert hättest…«

»Ich hatte Excalibur, aber wir haben uns getrennt. Es wollte mich töten.«

»Du mußt es dir wiederbesorgen. Es bedarf eines magischen Schwertes, um den mit übernatürlichen Kräften versehenen Assistenten eines Dämons zu töten.«

»Ich glaube, ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß ich mich außerdem sehr fürchte«, sagte der Märchenprinz.

»Das liegt daran, daß Azzie dir das Herz eines Feiglings gegeben hat. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Alle Menschen fürchten sich.«

»Alle?«

»Diejenigen, die zu mutig sind, um sich zu fürchten, sterben zu früh, als daß man sich ihrer erinnern würde. Feigheit ist nichts, weswegen man sich schämen müßte, Prinz. Sie ist wie die Masern – die meisten Menschen erwischt es mindestens einmal im Leben. Ignorier sie einfach, und sie wird verschwinden. Mach ohne sie weiter. Die Metapher ist vielleicht etwas unklar, deine Pflicht dagegen nicht. Mach dich auf den Weg und finde das Schwert. Befiehl deinem feigen Herz, nicht mehr zu zittern, vernichte diesen Schurken namens Frike und bleib für immer bei deiner Prinzessin. Sie ist übrigens sehr hübsch.«

»Ja, das ist sie«, sagte der Märchenprinz. »Aber ich fürchte, sie ist etwas zickig.«

»Das sind die guten Frauen immer«, erwiderte Hermes. »Komm, laß uns das Schwert holen.«

KAPITEL 4

Dem Märchenprinzen und Hermes blieb nicht viel Zeit, Excalibur zu finden. Ihr erster Weg führte sie in das Amt für verschollene Schwerter auf dem Planeten Oaqsis IV. Dort gab es ein Zentralregister mit den Schwingungsabdrücken sämtlicher jemals geschmiedeter Schwerter. Hermes entdeckte eine Spur von Excalibur und verfolgte sie zurück auf die Erde, den Märchenprinzen im Schlepptau.

Dort fand sich der Prinz in einer Taverne wieder. Er folgte Hermes in eine Küche, wo er ein Schwert voller Kerben und Scharten erblickte, das aber unverkennbar sehr scharf war und von einem Küchenjungen dazu benutzt wurde, Rettiche und Rüben zu enthaupten, Kohlköpfe auszuweiden, Karotten niederzumetzeln und all die anderen unwürdigen Arbeiten zu erledigen, die im Leben von häuslichem Stahl so anfallen. Und trotzdem erkannte das Schwert den Märchenprinzen auf den ersten Blick wieder.

»Gebieter, ich bin hier!« rief es mit brechender Stimme. »Euer verlassenes Schwert!«

»Was ist mit dir geschehen?« fragte der Prinz. »Mußtest du wirklich Gemüse schneiden?«

»Das ist nicht meine Schuld«, verteidigte sich das Schwert. »Wie kann ich mich gegen die Aufgaben wehren, die man von mir verlangt? Nehmt mich wieder bei Euch auf, Gebieter, und ich werde Euch gute Dienste leisten.«

»Dann komm«, sagte der Märchenprinz, Das Schwert hechtete in seine Hand. Ein Tavernenknecht erweckte den Eindruck, als wolle er einen Streit vom Zaum brechen, aber ein flüchtiger Blick auf den schimmernden Stahl in der Hand des Märchenprinzen genügte, ihn eines Besseren zu belehren. Und so geschah es, daß der Prinz durch Hermes’ magische Hilfe mit Excalibur in der Hand in das verwunschene Schloß zurückkehren konnte.

Als Frike ihn erblickte, legte er ein mit gehackter Hühnerleber bestrichenes Plätzchen beiseite, an dem er herumgeknabbert hatte, um sich die Wartezeit zu verkürzen, wischte sich den Mund mit dem Hemdsärmel ab und fragte: »Bist du bereit?«

»Aye, das bin ich!«

»Dann nichts wie los!«

Die Schwerter klirrten aufeinander, der Kampf entbrannte.

KAPITEL 5

Excalibur ächzte unter der Wucht von Frikes Hieb. Die Klinge bog sich wie ein Weidenzweig zurück und peitschte dann vor. Sie fuhr hart auf Frikes Helm hinab und zwang ihn zum Rückzug. Frike machte zwei Ausfallschritte, dann hatte er das Gleichgewicht wiedergefunden, stürmte erneut vor, und sein Schwert vollführte einen verwirrenden Wirbel aus Angriffsschlägen und Finten. Excalibur erwiderte die Hiebe und Stöße mit der gleichen Vehemenz und mit unerschrockener Geschicklichkeit. Die Gäste, die sich auf der Treppe und der Balustrade versammelt hatten, um den Kampf zu verfolgen, keuchten und hielten den Atem an.

Und dann huschte ein Grinsen über Frikes Gesicht, denn er kannte Excaliburs Schwachstelle. Es war ein wahnsinniges Dämonenschwert, das auf ein bestimmtes Signal eines höllischen Meisters hin diesem gehorchte. Frike, auf den diese Bezeichnung mittlerweile hundertprozentig zutraf, wartete, bis sich die Schwerter wieder gekreuzt hatten, und rief dann: »Komm zu deinem Herrn und Meister, o mächtiges Excalibur! Komm zu mir!«

»Ich denke nicht daran!« knurrte Excalibur und schlug ihm den rechten Arm ab.

»Ich befehle es dir!« schrie Frike, der in seiner berserkerhaften Raserei keinen Schmerz verspürte und mit seiner intakten – oder besser gesagt, mit seiner noch verbliebenen – Hand, der linken und finsteren, eine Streitaxt über seinen Kopf wirbeln ließ.

»Aber Ihr habt es nicht auf Runisch gesagt«, erwiderte Excalibur und hackte, der kühnen Ausholbewegung des Märchenprinzen gehorsam folgend, Frike auch den anderen Arm ab.

»Erspar mir diese dämlichen Spitzfindigkeiten!« brüllte Frike, der jetzt mit beiden Füßen angriff, die mit tückisch scharfen, sichelförmig gebogenen Klingen bewehrt waren. »Im Namen der Alten Bösen beschwöre ich dich, komm jetzt zu mir, und zwar auf der Stelle und ohne jedes weitere Palaver!«

»Nun, wenn es das ist, was Ihr begehrt«, rief Excalibur, »dann soll es so geschehen!« Und das große schimmernde Schwert sprang dem Märchenprinzen aus der Hand, beschrieb einen kunstvollen Bogen durch die Luft, schoß mit der Spitze voran auf Frike zu und hielt erst wieder inne, als es seine Rüstung durchbohrt hatte und auf der anderen Seite wieder hervorgetreten war. , »O weh, ich bin erledigt«, seufzte Frike.

Der Märchenprinz wirbelte herum, sah die Prinzessin mit flammenden Augen an und beschloß, alle Zweifel endgültig aus der Welt zu schaffen.

»So gib mir denn noch einen letzten Kuß!« rief er. »Und dann erdolche mich nach Herzenslust, wenn du noch immer diesen Wunsch in dir verspürst. Denn kein Tod kann süßer sein als der, den die Geliebte bringt im Augenblick, der höchstes Glück versprechen würde, wenn das Geschick nur einen anderen Verlauf genommen hätte.«

»Ich werde dich mit Küssen überschütten und dann mit tausend Küssen mehr, um dich für alle Küsse zu entschädigen, die wir bisher getauscht!« erwiderte Rosenrot. »Sprich nicht vom Tod. Das ist vergangen und vorbei. Jetzt werden wir für immer glücklich sein.«

Und so geschah es.

KAPITEL 6

Mondtau war ein junger Geist, dessen Sexualität noch nicht erwacht war. Auch wenn man ihn als »er« bezeichnete, war er in geschlechtlicher Hinsicht ein Neutrum. Agrippa dagegen war ein alter Geist, der schon ziemlich viel erlebt hatte und mehr als nur ein bißchen ausgelaugt war. Allerdings mochte er junge Geister, und vielleicht war es ein wenig sportlicher Ehrgeiz gewesen, der ihn dazu veranlaßt hatte, Mondtau einzuladen. Ihm gefiel die naive Art, wie junge Geister reagierten. Das gab ihm so etwas wie ein Gefühl der Überlegenheit.

Sie erreichten den Nordeingang des Limbus’ pünktlich zum Beginn der Jahrtausendpreisverleihungsfeier. Gemeinsam stiegen sie die Wolkentreppe empor, die zu dem Gebäude führte, in dem das Bankett stattfand. Es ist nicht einfach, auf Wolken zu gehen, nicht einmal für einen Dämon. Schon nach kürzester Zeit begann Mondtau, sich zu beklagen.

»Ich habe die Lauferei satt«, sagte er. »Laß uns fliegen.«

»Das ist nicht gestattet«, erwiderte Agrippa.

»Aber wir fliegen doch immer! Erinnerst du dich noch an dieses Flugspiel, das du mir beigebracht hast?«

»Bitte, laß uns hier nicht davon sprechen. Es heißt, daß wir heute zu Ehren Adams, des Urahnen unserer Opfer, zu Fuß gehen sollen.«

»Adam, Schmadam«, nörgelte Mondtau. »Ich möchte meine neuen Klamotten nicht verschwitzen.«

»Hör auf, dich zu beschweren«, sagte Agrippa.

Vor ihnen lag eine große Wolkenwiese, die sich endlos wie eine Metapher auszudehnen schien. Korinthische Säulen unterstrichen das klassische Aussehen.