121327.fb2 Bringt mir den Kopf des M?rchenprinzen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 39

Bringt mir den Kopf des M?rchenprinzen - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 39

»Wer hat mir das angetan?« wollte er fragen, aber er brachte nur ein Lallen hervor.

»Hallo, Azzie«, erklang eine Stimme irgendwo hinter ihm.

Azzie meinte, die Stimme schon einmal gehört zu haben. Er versuchte, sich umzudrehen, doch genau in diesem Moment traf ihn irgend etwas Schweres auf den Hinterkopf in der Nähe seines linken Ohrs, eine ziemlich empfindliche Stelle für alle Dämonen. Normalerweise hätte er die Wirkung eines solchen Schlages abschütteln können. Es ist nicht leicht, einen Dämon zu Boden zu schlagen. Aber durch den starken Alkohol in Verbindung mit der unbekannten Substanz, die man ihm beigemischt hatte, war Azzies Widerstandskraft gleich Null. Tod und Verdammnis! Er hatte sich in die Falle locken lassen. Und das war alles, was ihm im Moment dazu einfiel, denn er verlor so schnell das Bewußtsein, daß ihm erst sehr viel später klarwerden sollte, überhaupt ohnmächtig geworden zu sein.

KAPITEL 10

Eine unbestimmbare Zeitspanne später wachte Azzie wieder auf, benommen und nicht gerade guter Laune. Er hatte einen gewaltigen Kater. Azzie versuchte, sich auf die Seite zu drehen, um die Schmerzen in seinem Kopf zu lindern, und stellte fest, daß er sich kaum bewegen konnte. Seine Arme schienen gefesselt zu sein, seine Beine ebenfalls. Und der Rest seines Körpers war an einen großen Stuhl geschnallt.

Er öffnete zwei- oder dreimal versuchsweise kurz die Augen, ließ sie dann endgültig offen und sah sich um. Anscheinend befand er sich in einer unterirdischen Kammer. Er sah die Höhlenwände, die mit Glimmer durchsetzt waren und phosphoreszierend schimmerten.

»Hallo!« rief er. »Ist da irgend jemand?«

»O ja«, antwortete ihm eine Stimme. »Ich bin genau hier.«

Azzie strengte sich an, und nach einer Weile konnte er eine Gestalt im düsteren Licht ausmachen. Es war eine kleine Gestalt, und sie trug einen Bart. Er erkannte das Gesicht wieder, zumindest das, was davon unter dem Bartwuchs zu sehen war.

»Rognir!« Es war tatsächlich der Zwerg, den er hatte überreden können, ihm das Felixit und seinen Schatz zu überlassen.

»Ich grüße dich, Azzie.« Die Schadenfreude in Rognirs Stimme war unüberhörbar. »Geht es dir vielleicht nicht allzu gut?«

»Nicht gerade gut, nein«, erwiderte Azzie. »Aber das macht nichts, ich verfüge über große Regenerationskräfte. Ich scheine mich in irgend etwas verfangen zu haben, das mich an diesen Stuhl fesselt. Wenn du mich freundlicherweise losmachen und mir einen Schluck Wasser geben könntest, werde ich bestimmt einigermaßen in Ordnung sein.«

»Dich losmachen?« fragte Rognir. Er lachte höhnisch, wie es Zwerge so oft tun. Andere Stimmen fielen mit ein, gefolgt von einem Flüstern.

»Mit wem sprichst du?« erkundigte sich Azzie. Nachdem sich seine Augen allmählich auf die Lichtverhältnisse einstellten, konnte er sehen, daß sich außer ihm und Rognir noch andere Gestalten in der Höhle befanden. Es waren kleine Männer, alles Zwerge. Sie standen im Kreis um ihn herum und starrten ihn mit glitzernden Augen an.

»Das sind Zwerge aus meinem Stamm«, sagte Rognir. »Ich könnte sie dir vorstellen, aber wozu sich die Mühe machen? Du wirst nicht lange genug für belanglose Plaudereien und unterhaltsame Gespräche hier sein.«

»Aber was hat das alles zu bedeuten?« fragte Azzie, obwohl er es sich recht gut vorstellen konnte.

»Du schuldest mir etwas, darum geht es«, erwiderte Rognir.

»Das weiß ich. Aber ist das eine vernünftige Art, darüber zu diskutieren?«

»Dein Diener wollte uns nicht ins Haus lassen, als wir gekommen sind, um mit dir darüber zu sprechen.«

»Dieser Frike«, schmunzelte Azzie. »Er ist so fürsorglich.«

»Vielleicht ist er das. Aber ich will mein Geld, und ich bin hier, um es einzutreiben. Sofort. Auf der Stelle.«

Azzie zuckte die Achseln. »Du hast vermutlich bereits meine Taschen durchwühlt und weißt deshalb, daß ich außer Kleingeld und ein oder zwei Ersatzzaubern nichts bei mir habe.«

»Und selbst das hast du jetzt nicht mehr«, gab Rognir zurück. »Wir habe es dir abgenommen.«

»Was willst du dann noch von mir?«

»Die Rückzahlung! Ich möchte nicht nur den Gewinn, den du mir für meinen Schatz versprochen hast, sondern auch den Schatz selbst.«

Azzie gab ein leises belustigtes Lachen von sich. »Mein lieber Freund, das wäre doch alles gar nicht nötig gewesen. Tatsächlich bin ich sogar nach Paris gekommen, um dich aufzusuchen und dir mitzuteilen, wie gut sich deine Investition entwickelt.«

»Hah!« machte Rognir, eine Bemerkung, die alles mögliche bedeuten konnte, in diesem Fall wohl aber seine Ungläubigkeit ausdrücken sollte.

»Komm schon, Rognir, diese Maßnahmen sind wirklich überflüssig. Laß mich frei, und wir sprechen wie Ehrenmänner über alles.«

»Du bist kein Ehrenmann«, stellte Rognir fest. »Du bist ein Dämon.«

»Und du bist ein Zwerg«, konterte Azzie. »Aber du weißt, was ich meine.«

»Ich möchte mein Geld.«

»Du scheinst vergessen zu haben, daß die Vereinbarung für ein Jahr gilt«, sagte Azzie. »Die Frist ist noch nicht abgelaufen. Du machst gute Profite. Wenn die Zeit gekommen ist, erhältst du dein Kapital zurück.«

»Ich habe mir diese Sache überlegt und bin zu dem Schluß gekommen, daß mir die Vorstellung, sein Kapital für sich arbeiten zu lassen, nicht behagt. Ich habe den Verdacht, es könnte der Arbeiterklasse – wie uns Zwergen – etwas Furchtbares antun. Du weißt schon, ein Juwel im Sack ist besser als zwei oder drei auf irgendeinem ausländischen Kapitalmarkt, der zusammenbrechen könnte.«

»Ein Handel ist ein Handel«, erwiderte Azzie, »und du warst einverstanden, mir dein Kapital für ein Jahr zu überlassen.«

»Na schön, dann ziehe ich meine Zusage jetzt eben zurück. Ich will meinen Einsatz wiederhaben.«

»Solange ich gefesselt bin, kann ich nichts für dich tun«, sagte Azzie.

»Aber wenn wir dich freilassen, ziehst du irgendeinen Zauber aus dem Ärmel, und das war es dann für uns und unser Geld.«

Genau das war Azzies Plan gewesen. Um die Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken, fragte er: »Was hat es mit diesem ›uns‹ und ›wir‹ auf sich? Warum mischen sich diese anderen Zwerge ein?«

»Sie sind meine Partner in diesem Unternehmen«, erklärte Rognir. »Vielleicht kannst du mich zu irgendeiner Dummheit überreden, aber sie wirst du nicht so einfach hereinlegen können.«

Einer der anderen Zwerge trat vor. Er war selbst nach Zwergenmaßstäben klein und hatte einen weißen Bart, der nur um den Mund herum gelbe Flecken aufwies, die von Kautabak herrührten.

»Ich bin Elgar«, stellte er sich vor. »Du hast diesen naiven Zwerg übertölpelt, aber damit wirst du bei uns nicht durchkommen. Gib uns auf der Stelle unser Geld oder einen entsprechenden Gegenwert zurück.«

»Wie ich bereits gesagt habe, kann ich nichts tun, solange ich an beiden Armen gefesselt bin«, sagte Azzie. »Ich kann mir nicht einmal die Nase putzen.«

»Wozu willst du dir die Nase putzen?« wollte Elgar wissen. »Sie läuft ja gar nicht.«

»Das war nur eine bildliche Redewendung«, gab Azzie zurück. »Was ich meine…«

»Wir wissen, was du meinst«, unterbrach ihn Elgar. »Du wirst nichts mit uns anstellen. Wir haben Pläne mit dir, mein Freund, wenn du nicht bezahlen kannst.«

»Ich kann bezahlen, aber nicht, wenn ich an diesem Stuhl festgebunden bleibe.« Azzie brachte ein gewinnendes Lächeln zustande. »Bindet mich los und gebt mir die Gelegenheit, ein paar meiner Kapitalrücklagen anzugreifen. Ich werde sofort zurückkommen, und ich bin bereit, darauf jeden Eid zu schwören, den ihr von mir verlangt.«

»Du wirst nirgendwo hingehen«, stellte Elgar fest. »Wenn wir dir auch nur den kleinsten Spielraum lassen, wirst du dich mit deinen verfluchten Zauberkräften auf uns stürzen. Du hast Zeit, Rognir alles zurückzugeben, was du ihm schuldest, bis ich bis drei gezählt habe. Eins, zwei, drei. Kein Geld? Gut, dann war es das für dich.«

»Was meinst du damit?« fragte Azzie. »Was war was für mich?«

»Du hast es dir selbst eingebrockt, das war es.«

»Was eingebrockt?«